Aufschluss 1-2022 – Abstracts

Paul RUSTEMEYER
Was die faszinierenden Strukturen im Innern dunkler Turmalinkristalle erzählen können 

Prächtige Dünnschliffe dunkler Turmaline sind nicht nur attraktive Sammelobjekte. In den vielfältigen Strukturen der Turmalinscheiben sind viele Informationen zum Wachstum der Turmaline in einem Pegmatit gespeichert. Anhand von Beispielen wird gezeigt, wie man aus diesen Strukturen lesen kann, was der Kristall bei seinem Entstehungsweg erfahren hat: Hierzu gehören tektonische Bruchereignisse und anschließende Verheilung, neu hinzukommende Schmelze oder Lösung, teilweise Wiederauflösung des Turmalins bei temporärer Untersättigung und anschließende Verheilung, Skelett- und Dendritenbildung bei starker Übersättigung sowie Aufspaltungsphänomene. Für einige der neueren Vorstellungen zu den Abläufen der Miarolenbildung in Pegmatit, wurden in den Turmalin-Innenstrukturen interessante Belege gefunden, so auch für die Abspaltung überkritischer Blasen in wasserreichen, granitischen Schmelzen.

Alan Rodrigo Leal de ALBUQUERQUE, Simone PATRÍCIA Aranha da PAZ, Daniele Freitas GONÇALVES, Herbert PÖLLMANNRomulo Simoes ANGÉLICA
Ein Neues Vorkommen des seltenen Minerals Spheniscidit in Eisenerzhöhlen in der Carajás Mineral Provinz (Para/Brasilien) 

Ein neues außergewöhnliches Vorkommen von Spheniscidit wird aus der Carajás Mineral Provinz im südöstlichen Bundesstaat Pará Brasiliens beschrieben. Das sehr seltene Mineral Spheniscidit ((NH4,K)(Fe4+,Al)2[OH|(PO4)2]•2H2O) ist ein sekundäres Phosphat, das sich aus der Interaktion von Fledermausguano und dem die Höhle aufbauenden Gestein (lateritische Krusten und Jaspilitsaprolithe der Grão-Pará Gruppe) gebildet hat. Hier wird der Spheniscidit auf der Basis von chemischen und petrographisch-mineralogischen Analysen sowie XRD-, DSC-, TGA- und SEM-Bestimmungen untersucht. Die Gitterparameter von Spheniscidit, berechnet aus einer Rietveld Verfeinerung, sind etwas geringer als einige Literaturwerte (ao = 9.804 Å, bo = 9.722 Å, co = 9.858 Å, β = 102.78°). Die kleinen Änderungen in den Gitterparametern können auf Substitution von K für NH4 und Al für Fe zurückgeführt werden. Die chemischen Analysen des Spheniscidit zeigen die deutliche Anreicherung von P2O5 und NH4 – dies wird als Indiz für die Entstehung aus Fledermausguano gewertet.

Gero MOOSLEITNER
Chalcedon-Fossilien aus dem Oberjura der Postalm (Salzburg) 

Das ausgedehnte Gebiet der Postalm ist weitgehend aus Oberalmer Schichten (heute Oberalm-Formation) aufgebaut. In diese sind turbiditische Barmsteinkalke eingelagert. Aus ihnen stammen die hier vorgestellten, in ihrer Erhaltung einzigartigen Makrofossilien. Sie sind nämlich in Chalcedon, Quarz und teilweise Achat umgewandelt. Bisher waren derartig erhaltene Makrofossilien aus diesen Schichten – ja aus unserem ganzen Bereich der Kalkalpen – vollkommen unbekannt. Es handelt sich bei den Fossilien hauptsächlich um Korallen, Bryozoen, Schnecken und Muscheln. Diese Fossilien sind älter als die Formation selbst, sie stammen großteils aus der Oberen Trias, aber auch aus Jura-Formationen und sind in der Basisbrekzie der Turbidite sekundär abgelagert.

Holger G. ADELMANN &  Hans-Jürgen FÖRSTER
Merenskyit und Hakit-(Hg) – zwei Neubeschreibungen von der Selenid-Mineralisation von Skrikerum, Sweden 

Unter den Bergwerken im Ådvidaberg-Valdemarsvik Distrikt (Östergötlands län, Schweden) ist die alte Grube von Skrikerum die einzige Mine, in der im frühen 19. Jahrhundert die Selenide entdeckt wurden. Im Grubengebäude der Mine befinden sich in hochmetamorphen, felsischen Metavulkaniten des Paläoproterozoikums einige Calcit-Gänge jüngerer, hydrothermaler Genese. Diese Calcit-Gänge enthalten eine sehr diverse Cu-Ag-Tl-(Au)-Se Mineralisation. Die Skrikerum Mine ist Typlokalität einiger Selenide und in den letzten Jahren wurden dort auch Minerale identifiziert, die Tellur und Palladium enthalten. Der vorliegende Aufsatz berichtet über zwei neue Minerale von Skrikerum: Mit dem Merenskyit (PdTe2) konnten wir das zweite Platingruppen-Mineral von dort beschreiben. Die Identifikation des seltenen Fahlerz-Analogen Hakit-(Hg) mit der Formel (Cu,Hg)3SbSe3 ist ebenfalls eine Neubeschreibung für Skrikerum.

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