Geowissenschaftliche „…“ des Jahres 2022

Die Historie zu Boden, Gestein Fossil oder Geschiebe des Jahres aus dem Geowissenschaftlichen Bereich hatten wir bereits in 2021 vorgestellt.  In der Folge werden die Prädikatsträger für 2022 zusammengefasst.

Boden des Jahres
Pelosol

Der Pelosol zeichnet sich neben den hohen Tongehalten von über 45% vor allem durch eine ausgeprägte, vom Wassergehalt abhängige Quellungs- und Schrumpfungsdynamik aus. Im durchfeuchteten, gequollenen Zustand weist der Pelosol häufig Luftmangel auf. Bei Trockenheit sorgen dagegen Schrumpfrisse für eine gute Durchlüftung. Im Volksmund werden die Pelosole auch als „Minutenböden“ bezeichnet, da ihre Bearbeitung weder bei zu feuchten noch zu trockenen Bodenverhältnissen möglich ist. International werden Pelosole nach der World Reference Base for Soil Resources (WRB 2015) meist als Vertic Cambisols und als Vertisole eingestuft.

Die offizielle Vorstellung des Pelosols als Boden des Jahres fand am 3. Dezember 2021 in der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin statt. Die Veranstaltung wurde vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Abteilung 9 im Regierungspräsidium Freiburg, dem Kuratorium Boden des Jahres und Prof. Karl Stahr von der Universität Hohenheim organisiert. Die Schirmherrschaft für den Boden des Jahres 2022 hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg übernommen.

Quelle, weitere Informationen & Bilder unter www.bgr.bund.de

Gestein des Jahres
Gips- und Anhydritstein

Gips ist ein seit Jahrtausenden bekannter Baustoff der schon in der Stadt Çatalhöyük in Anatolien zur Innenraumgestaltung sowie beim Bau der Cheopspyramide verarbeitet wurde, weitere beeindruckende Beispiele sind die Stuckarbeiten des Barock. Auch heute noch findet er Verwendung im Baubereich sowie z.B. der Medizin oder der Kunst.
Gips ist sowohl in Deutschland als auch weltweit verbreitet und wurde auch auf dem Mars nachgewiesen. Er ist Ausgangsgestein zahlreicher Geotope wie z.B. der Sperenberger Gipsbrüche bei Zossen, südlich von Berlin oder der Barbarossahöhle am Kyffhäuser in Thüringen wo große Lappen von Anhydrit von Decken und Wänden hängen.

Quelle, weitere Informationen & Bilder unter www.dvgeo.org

Fossil des Jahres
Neoflabellina reticulataSeit die Auszeichnung Fossil des Jahres vergeben wird, erhält nun zum ersten Mal ein Mikrofossil diesen Titel. Mikrofossilien sind so klein, dass ihre Bestimmung und Untersuchung ein Mikroskop erfordern. Durch ihre geringe Größe sind Mikrofossilien im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit bei weitem nicht so präsent wie beispielsweise Dinosaurier oder Ammoniten, sie sind jedoch sehr nützliche Leitfossilien und Indikatoren für die Umweltbedingungen der geologischen Vergangenheit, auch weil sie in kleineren Proben, wie man sie beispielsweise durch Bohrungen gewinnt, zahlreich auftreten können. Die dieses Jahr ausgewählte Foraminifere Neoflabellina reticulata besitzt ein wunderschön ornamentiertes, charakteristisches Gehäuse und ist zudem eine wichtige biostratigraphische Leitform. Solche Leitformen erlauben die präzise Alterseinstufung von Gesteinsschichten, in denen sie auftreten.

Neoflabellina reticulata ist eine typische Schreibkreideforaminifere. Bei der Schreibkreide handelt es sich um einen vor allem aus winzigen Teilen von Kalkalgen aufgebauten, weichen und sehr reinen Kalkstein, der in der Treibhauswelt der Oberkreide in weiten Teilen Europas und Nordamerikas in den Schelfmeeren abgelagert wurde. Die fossilreiche Schreibkreide enthält in Mitteleuropa auch mehrere Hundert Foraminiferenarten.

Foraminiferen sind Einzeller, die ein Gehäuse ausbilden können, dass meist aus Kalzit besteht oder aus Sedimentpartikeln zusammengesetzt wird. Sie leben vor allem in den Meeren, wo sie in allen Wassertiefen in großer Zahl vorkommen. Wenn auch einige Arten bis zu 15 cm groß werden – eine beachtliche Größe für Einzeller – so sind doch die meisten kleiner als 1 mm. Neoflabellina reticulata gehört mit bis zu fast 2 mm Länge also zu den größeren Foraminiferen. Ihr stark abgeflachtes und lanzettförmiges Gehäuse besteht aus zahlreichen Kammern, die in den ersten Entwicklungsstadien spiralförmig angeordnet sind und dann dem Typ der Reitenden Kammern entsprechen, das heißt, die Kammern umgreifen etwa 180° des Gehäuseumfangs und folgen übereinander. Dies wird durch die Rippen der Ornamentierung widergespiegelt, wenn auch durch kleinere Querrippen etwas versteckt. Die Mündung der untereinander verbundenen Kammern liegt an der Spitze des Gehäuses. Das Gehäuse besteht aus Kalzit und besitzt feine Poren.

Quelle, weitere Informationen & Bilder unter www.palaeontologische-gesellschaft.de

Geschiebe des Jahres

Kristallines Geschiebe
Särna-Tinguait

Tinguaite sind Ganggesteine, die zu einem Nephelinsyenit gehören. Beide bestehen aus Alkalifeldspat und Nephelin, wobei Tinguaite zusätzlich Ägirin enthalten. Särna-Tinguaite stammen aus Mittelschweden. Die bei uns gefundenen Stücke sind meist klein. Das grünliche Gestein hat ein porphyrisches Gefüge mit Feldspäten und enthält kleine dunkle Ägirinnadeln. Särna-Tinguaite sind Leitgeschiebe, denn es gibt in Skandinavien kein zweites Vorkommen eines so auffälligen grünlichen Porphyrs. Manche Särna-Tinguaite haben eine blaugraue Färbung.

Bei der Bestimmung eines Geschiebes sind die Ägirinnadeln entscheidend, die reichlich vorhanden sein müssen. Daneben findet man immer auch helle Feldspäte und manchmal Kalzit, der weiß aussieht und am kräftigen Schäumen unter Salzsäure leicht erkennbar ist.

Alle Tinguaite enthalten in ihrer Grundmasse Nephelin, der auch unter der Lupe kaum sichtbar ist. Nur in seltenen Fällen gibt es gut erkennbare Nephelinkristalle. Diese sehen dann hellgrau oder blass aus und bilden kleine Sechs- bzw. Rechtecke – abhängig von der Blickrichtung auf den Kristall.
Wenn man einen Tinguait mit Salzsäure prüft, löst sich Nephelin auf. Dann erkennt man auch, wie viel Nephelin in der Grundmasse enthalten war. Im Särna-Tinguait kommt hin und wieder ein zweiter Feldspatvertreter vor: Cancrinit. Er kann gelblichbraun oder auch farblos aussehen und findet sich eher in den Tinguaiten ohne Nephelinkristalle. Die makroskopische Bestimmung ist schwierig. Unter Salzsäure gibt Cancrinit kleine Bläschen ab, jedoch viel weniger als Kalzit.

Quelle, weitere Informationen & Bilder unter www.geschiebekunde.de

Sedimentäres Geschiebe
Echinodermenkonglomerat

Geschiebe des Echinodermenkonglomerates sind im norddeutschen Raum weit verbreitet und in der einschlägigen Literatur oft erwähnt. Liefergebiete für diese Geschiebe befinden sich im östlichen Seelandund in Südwest-Schonen. Die Ablagerung dieser Gesteine ist bedingt durch eine Änderung der Sedimentationsverhältnisse nach dem Rückzug des Kreidemeeres und dem erneuten Vordringen des Meeres im Seelandium („Alttertiär“, ca. 61,6 – 59,2 Mio. Jahre). Mit diesem Vorgang kommt es zu einer anderen Petrografie der Gesteine, von karbonatischen hin zu vorwiegend silikatischen Sedimentpartikeln. Dabei ist das Echinodermenkonglomerat gleichzusetzen mit der dem Danium erosiv aufliegenden, basalen zementierten Schicht der Lellinge Grünsand-Formation, nach einer Schichtlücke, die südlicher durch die unteren Bereiche der Kerteminde-Formation repräsentiert wird.

Bei den Echinodermenkonglomeraten handelt es sich um hellgraue oder durch Glaukonit grünlich gefärbte bioklastische Konglomerate mit sandiger Matrix , die schon früh als „Echinodermenbreccie“ beschrieben wurden. Später hat sich jedoch der genauere und zutreffendere Begriff „Ekinodermkonglomerat“ oder „Echinodermenkonglomerat“ durchgesetzt.

Quelle, weitere Informationen & Bilder unter www.geschiebekunde.de

 

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