Aufschluss 2023-3 – Abstracts

JOHANNES BAIER
Goethes geognostische Studien in Nordböhmen

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) kurte im Laufe seines Lebens dreimal in Teplitz (Teplice), Nordböhmen. Während dieser Kuraufenthalte unternahm er auch mehrere geologische Exkursionen, die seine geologischen Vorstellungen maßgeblich prägten. Die vorliegende Arbeit möchte GOETHEs Vorstellungen zu den Zinn-Wolfram (Sn-W) Greisenlagerstätten im östlichen Erzgebirge (Krušné hory) und zu den vulkanischen Vorkommen Nordböhmens hervorheben. Die brennenden Braunkohleflöze bei Dux (Duchcov) haben GOETHE maßgeblich in seiner pseudovulkanischen Vorstellung, die auf Abraham Gottlob WERNERs Klassifikationsschema basierte, bestärkt.

AXEL R. BRILL
Das Soos, ein besonderes Naturreservat und Geotop bei Františkovy Láznĕ (Franzensbad), Tschechien

Der Name Soos lässt sich aus dem süddeutschen Wort für Moos bzw. Moor ableiten. Das Soos (Národni přirodni rezervace Soos) ist neben ca. 700 weiteren Lokalitäten Teil des BayerischBöhmischen Geoparks (Česko–Bavorský Geopark), der 2001 zum ersten Mal vorgestellt wurde. Dieses besondere Naturschutzgebiet liegt ca. sechs Kilometer NE von Františkovy Láznĕ (Franzensbad) in der Egersenke im Bereich des Böhmischen Bäderdreiecks. Abgesehen von der regionalen Bekanntheit, von Kurzbeschreibungen in der Reiseliteratur, sowie eines speziellen wissenschaftlichen Interesses scheint dieses Geo-und Biotop mit seinen Mofetten nicht die Aufmerksamkeit zu erhalten, das ihm eigentlich zusteht. In diesem Artikel wird dieses einmalige Kleinod in seinem geotektonischen Zusammenhang mit den zahlreichen Störungszonen, den charakteristischen Schwarmbeben, Kleinvulkanen und des Egerrifts vorgestellt.

JOHANNES BAIER & PETER SUHR
Der quartäre Vulkanismus im Cheb-Becken 

Das Cheb-Becken ist eine mit tertiären und quartären Sedimenten gefüllte Senkungsstruktur, die auch junge (quartäre) vulkanische Bildungen und Erscheinungen mit umfasst. Es liegt im äußersten NW Böhmens (Tschechische Republik) und ist Teil der tertiär-/quartärzeitlichen Europäischen Vulkanprovinz (EVP). Der quartärzeitliche Vulkanismus benutzt die Knotenpunkte der Vergitterung der tektonischen Verwerfungen des Ohře (Eger) Grabens und des Grabens von Domažlice als Aufstiegswege. Mofetten, ultrabasische Schlackenkegel und Maare stellen die drei dominierenden vulkanischen Erscheinungen innerhalb dieser Region dar.
Der bekannteste Schlackenkegel dieser Vulkanregion ist der Komorní Hůrka (Kammerbühl), der bereits von Johann Wolfgang von GOETHE im Rahmen der Vulkanismus-Neptunismus-Kontroverse (Vulkanismusstreit, Neptunismusstreit) zu Beginn des 19. Jahrhunderts mehrfach beschrieben wurde.

WALTER HAJEK & INGO SCHULZ
Aktuelle Mineralienfunde aus dem Harz Braunlage, Revier Steinfeld, Grube Ludwig Rudolf

Die aktuellen Mineralienfunde aus dem Harz (Aufschluss Ausgabe Juli /2022) werden hier mit Funden von Braunlage, Revier Steinfeld, Grube Ludwig Rudolf fortgeschrieben. Diese Fundstelle ist auch bekannt für Galenit in den Ausbildungsformen als Würfelstumpf, Hexaeder und Oktaeder. Die für den Harz seltenen Mineralien wie, Dundasit, Kobaltkoritnigit und Wulfenit konnten ebenfalls gefunden werden.

UWE KOLITSCH
Harmotom vom Gotthard-Straßentunnel: Ein Neufund für die Schweiz 

Auf Fundmaterial aus einer alpinen Kluft, das 1980 im Gotthard-Straßentunnel geborgen wurde, konnte Harmotom als Erstfund für die Schweiz nachgewiesen werden. Die mittels REM-EDS-Analysen bestimmten farblosen Kristalle treten in zwei Generationen auf, wobei sowohl kreuzförmige Mehrfachzwilllinge vom Marburg-Typ als auch kleinere, einfachere Zwillinge (Morvenit-Typ) auftreten. Die bis 2 mm großen Kristalle sind deutlich bariumhaltig bis -reich (Ba:Na ~ 3:1 bis 2:1). Begleitet wird der Harmotom von weißlichem Calcit (ebenfalls in zwei Generationen, skalenoedrisch und tafelig, letztere mit einem Durchmesser bis 2,5 cm) und etwas Pyrit.

THOMAS PAWELLEK & JENS EDELMANN
Im Reich der steinernen Zelte – Der Toledo-Valles Supervulkan (Jemez Vulkanfeld, New Mexico, USA)

New Mexico und Los Alamos haben nicht nur wegen dem Manhattan Projekt und dem Test der ersten Atombombe eine explosive Vergangenheit. Direkt vor den Toren von Los Alamos liegt inmitten des Jemez Vulkanfeldes die Toledo-Valles Caldera, bei der es sich neben den Yellowstone und Long Valley Supervulkanen in Wyoming bzw. Kalifornien um den Dritten, jedoch relativ unbekannten Supervulkan in Nordamerika handelt. Obwohl die ToledoValles Caldera vor ca. 1,6 und 1,25 Millionen Jahren zwei katastrophale Supereruptionen hatte, bei denen gewaltige Mengen an rhyolithischen Vulkaniten ausgestoßen wurden, stand sie in der allgemeinen Wahrnehmung stets im Schatten der Supervulkane von Yellowstone und Long Valley. Dennoch war sie Gegenstand eines intensiven wissenschaftlichen Interesses. Zahlreiche vulkanische und post-vulkanische Phänomene wurden zum ersten Mal an diesem Vulkankomplex beschrieben. Unter anderem definierte man hier erstmals den Begriff der resurgenten Caldera, also einer Caldera, deren Boden durch spätere Magmaintrusion angehoben wurde. Auch sind im Toledo-Valles-Komplex Ablagerungen pyroklastischer Ströme wie kaum sonst hervorragend aufgeschlossen und können in zahlreichen Aufschlüssen studiert werden. Hinzuweisen ist dabei insbesondere auf die pyroklastischen Stromablagerungen des Jemez Vulkanfeldes mit ihren spektakulären, spitz kegelförmigen Erosionsformen, den so genannten „Tent Rocks“. Unser Beitrag zeigt anhand ausgewählter Aufschlüsse und Ausblicke einen Einblick in den Vulkanismus des Jemez Vulkanfeldes und des Toledo-Valles Supervulkans.

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