Geologisches Landesamt Bayern entdeckt seltenen Humboldtin in alter Sammlung

H u m b o l d t i n 
Formel Fe2+ (C2O4) * 2H2O
Systematik n. STRUNZ 10.AB.05 (Organische Verbindungen,  Salze organischer Säuren, Oxalate, Humboldtin-Gruppe)
Systematik n. DANA 50.01.03.01. (Organic Minerals, Salts of Organic Acids (Oxalates), Humboldtine Group)
Farbe bräunlichgelb, gelb, aufgrund des enthaltenen Eisen
Strichfarbe hellgelb
Härte n. MOHS 1,75
Kristallsystem monoklin

Eine der Aufgaben des Geologischen Dienstes im Landesamt für Umwelt (LfU) ist, geologische Sammlungstücke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierfür wird das Geo-Archiv mit Beständen aus 250 Jahren derzeit digitalisiert. Im Rahmen dieser Arbeiten gelang der Überraschungsfund, so der Leiter des Geologischen Dienstes, Roland Eichhorn.

Im Februar 2023 gelang bei Sortierungsarbeiten im Vorfeld der geplanten Digitalisierung von Akten aus dem Lagerstätten-Archiv stieß das mit der Arbeit betraute Team auf einen Schriftverkehr aus dem Jahr 1949 zwischen der Braunkohlenbergbau Maxhütte A.G. – Zeche Mathias bei Schwandorf („Mathiaszeche“) und dem Bayerischen Geologischen Landesamt (GLA), in dem es um das Vorkommen von Humboldtin in der Mathiaszeche geht. Demgemäß seien dem GLA damals Humboldtin-Proben übergeben, die in der Hofer Gesteinssammlung sein sollten, aber in den Katalogen nicht verzeichnet waren.

Humboldtin, Fundort Mathiaszeche, Bb. 3cm, Foto Fabian Kenner (Quelle LfU Bayern)

Nun begann die Suche in der 130.000 Exponate umfassenden, jedoch nur teilweise katalogisierten Hofer Gesteinssammlung des Geologischen Dienstes– mit Erfolg! In der gemäß der Systematik der Minerale nach STRUNZ sortierten Mineralogischen Teilsammlung fanden sich in einer der Schubladen mit seltenen organischen Mineralen zwei Schachteln mit cm-großen gelblichen Bröckchen zusammen mit einem alten handgeschriebenen Etikett, welches die Proben als „Humboldtin aus der Mathias-Zeche bei Schwandorf“ bezeichnete. Laut Eichhorn sei nun jedoch Skepsis angebracht gewesen, da Humboldtin weltweit bisher nur an wenigen Stellen (ca. 30) als winzige Kristalle gefunden wurde. Hierzu wurden im Gesteinslabor des LfU in Marktredwitz spezielle Untersuchungen durchgeführt. Die Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung sowie der Kristallstruktur erfolgte unter Verwendung eines Pulver-Röntgendiffraktometers an einer fein gemahlenen Probe.

Es war eindeutig Humboldtin, eine organische Verbindung aus Kohlenstoff, Wasser und Eisen, benannt nach Alexander von Humboldt .

Der Fund von Humboldtin wurde 1949 offensichtlich nicht publiziert und geriet in der Folge in Vergessenheit. Das Mineral kommt weltweit an nur etwa 30 Lokalitäten vor. Aus Bayern waren bislang nur zwei Rhyolith-Steinbrüche im Spessart als Fundstellen bekannt.

Humboldtin (gelb) mit Halotrichit, FUndort Mathiaszeche, Bb 3,5mm, Foto Thomas Prögler (Quelle LfU Bayern)

Nach der erfolgten analytischen Überprüfung des Materials wurde somit eine neue Fundstelle von Humboldtin bekannt. Nordwestlich von Schwandorf (Oberpfalz) befindet sich zwischen Irlbach und Sitzenhof ein Vorkommen von tertiären Braunkohlen. Der Abbau begann hier im Sommer 1945 zunächst untertage. Später ging man zum Tagebau über. Der Betrieb wurde 1966 eingestellt Das Gelände wurde rekultiviert und teilweise als Deponie nachgenutzt. Daher gibt es heute keine Fundmöglichkeit mehr. Warum sich die gelben Knollen in der Schwandorfer Braunkohle bildeten, wird vermutlich für immer ein Rätsel bleiben, denn weitere Funde sind unmöglich.

Die Humboldtin-Proben aus der Mathiaszeche bleiben also eine Rarität – ein Schatz aus dem Zentralen Geo-Archiv des LfU!

Gem. LfU sollen ausführlichere Informationen in 2024 in einem in Vorbereitung befindlichen neuen Band der Geologica Bavarica veröffentlicht werden

Quellen

  • Pressemitteilung des Geologischen Landesamt im Landesamt für Umweltschutz in Bayern v. 18.01.2024
  • Internetseiten des Landesamt für Umweltschutz in Bayern, abgerufen am 19.01.2024

 

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